Dienstag, 7. Dezember 2010

Der erste Besuch im Fitnessstudio – eigentlich eine ganz normale Sache


Es hat eine ganze Woche gedauert, bis wir mal alle Fitnessstudios in der Umgebung gefunden und begutachtet hatten. Kriterien: Krav Maga oder Jiu Jitsu für Tommi, ein paar nette Kurse für mich, nicht so teuer und nicht so weit weg. Gar nicht mal so einfach, aber wir haben eins gefunden. Nach einer Jiu Jitsu Probestunde von Tommi haben wir uns beide angemeldet.

Dann an einem Montagabend vor zwei Wochen: Sachen gepackt und rauf auf unsere Fahrräder (neben den Jungs, die 20Liter-Kanister Wasser austragen und den Postboten scheinen wir so ziemlich die einzigen Fahrradfahrer zu sein), auf zur ersten Session. Nach einem kurzen Blick auf den Stadtplan war klar, dass wir immer irgendwie am Fitnessstudio ankommen, wenn wir immer links und wieder rechts fahren, da das Straßennetz so aufgebaut ist, dass Quadrate entstehen. Dieses besagte Mal sind wir erst mal ein ganzes Stück geradeaus gefahren und wollten dann weiter oben links abbiegen. Die Idee war, dass wir das erste Stück hochschieben, da es ziemlich steil ist, und dann oben das restliche Stück fahren können. Wir schoben also unsere Fahrräder ein Stück hoch, bis es wieder ebener wurde und wir fahren konnten. Plötzlich wird Tommi hinter mir von der Polizei angehalten, der mich nach kurzem Gespräch mit dem Polizisten zurückwinkt: „Diese Straße ist gefährlich! Viele Drogen, Waffen und Überfälle! Besser einen anderen Weg nehmen!“ Guter Hinweis dachten wir, sonst wären wir so richtig schön ins Favela hineingeradelt ohne es zu merken! Ich war nur froh, dass Tommi dabei war, wollte er doch eigentlich erst eine Stunde später nachkommen. Manchmal vergisst man doch, dass man in einer gefährlichen Stadt lebt und sollte vielleicht doch vorher mal genau nachschauen wo man so langfahren kann ohne „Drogen, Waffen und Überfälle“..

Im Fitnessstudio habe ich dann einen sehr lustiger Kurs mitgemacht. Erst mal habe ich das Durchschnittsalter um viele viele Jahre gesenkt – ich bin in einer lustigen Omi-Runde gelandet. Die Damen haben sich natürlich sehr darüber amüsiert, dass ich mitgemacht habe und es sogar zum Teil ganz schön anstrengend fand! Bisher bin ich aber nicht nochmal hingegangen..

Nach dem Training bin ich zum Restaurant gegenüber des Studios gegangen, um dort auf Tommi zu warten, der beim Jiu Jitsu Training war. Nicht ahnend, dass dort auch eine Kirche ist, die anscheinend auch das Restaurant und eine Buchhandlung daneben betreibt, habe ich es mir mit einem Maracuja-Shake gemütlich gemacht und mich umgesehen. In kürzester Zeit hatte ich direkt zwei Brasilianer mit großen Holzkreuzen (Spezialisierung: Touristen missionieren) um den Hals bei mir sitzen. Sie haben viel viel viel geredet, aber was ich mir merken konnte, ist, dass Jesus mich liebt und deswegen Brasilien mein Haus ist. Ist doch schön oder? Wer hat schon so ein großes Haus? ;-)

Mittlerweile haben wir einen sicheren Weg zum Fitnessstudio ausmachen können und beide Spaß an unseren Kursen – das trägt schon mal sehr zum Einleben bei.

Eure Lotti

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