Dienstag, 21. Dezember 2010

Kurztrip in den Atlantischen Dschungel


Letzte Woche Dienstag gings mit dem Bus in Richtung Landesinnere. Unser Ziel: Guaramiranga! Von diesem Ort, der auf etwa 850m Höhe im einem Gebirge liegt, hörten wir das erste Mal von einem älterem Ehepaar im Bus nach Cumbuco. Ich hatte nach etwas ganz anderem gefragt, aber nachdem wir gesagt hatten, wir seien aus Deutschland und würden einige Zeit bleiben und viel reisen wollen, gaben die beiden uns einige Empfehlungen, darunter auch Guaramiranga. Das war ganz am Anfang unseres Aufenthaltes, also wurde es mal Zeit, endlich hinzufahren.

Die Suche nach der Busverbindung im Internet war mal wieder zum Verzweifeln. Nach langer Recherche wusste ich welches Busunternehmen wann nach Guaramiranga abfährt, jedoch nicht genau, wann der Bus zurückfährt, wie lange er fährt und so weiter und so fort. Der grobe Plan war Dienstag hinfahren, vielleicht eine Nacht bleiben und dann Mittwoch wieder zurück.

Als wir dann am Dienstagmorgen aufwachten, war der Himmel grau und bewölkt und es regnete. Nicht gerade der beste Tag, um zu fahren, ging durch meinen Kopf. Außerdem ist Liegenbleiben einfach so verführerisch, dass wir tatsächlich fast zu Hause geblieben wären. Stattdessen dachten wir uns dann aber doch, es sei das Beste einfach zu fahren, uns kurz dort umzuschauen (auch mit dem Risiko pitschnass zu werden) und dann abends wieder zurückzufahren. Man kann ja immer nochmal hinfahren. Also packte ich Zahnbürste & Co wieder aus und nahm nur einen Pulli für später und ein Buch mit.

An der Bushaltestelle am Fernbahnhof stand dann niemand außer uns beiden und ich dachte schon: Klar, wer ist auch so bescheuert bei dem Wetter einen Ausflug in die Berge zu machen?! Wir setzten uns also in den Bus nach ganz vorne- Tommi hatte einen absoluten Premium-Platz, denn er konnte aus der großen Windschutzscheibe vorne rausgucken (und auf der Fahrt gab es viel zu sehen!). Als wir so dasaßen und warteten fiel mir ein Fahrplan (Ja tatsächlich, ein FAHRPLAN!) ins Auge. Ich konnte es erst gar nicht glauben: Ankunft in Guaramirange: 13.15 Uhr (also 4 Stunden Busfahrt!), der letzte Bus nach Fortaleza: 15.15 Uhr. So viel zu: da übernachten wir dann einfach nicht. Kurzerhand musste der Plan geändert werden und glücklicherweise haben wir eine günstige Unterkunft gefunden und dann einfach zwei Zahnbürsten gekauft.

Wenn auch lang, war die Busfahrt auf jeden Fall sehr schön, denn links und rechts von uns war nur Natur und ab und zu mal ein Dorf. Außerdem erinnerte mich alles an unseren Road Trip. Ein bisschen heikel wurde es dann, als wir die Berge hochmussten. Der Bus hat schwer gearbeitet und durch den Regen war die ganze Straße verschlammt und rutschig. Den Abgrund durfte man erst gar nicht runter gucken, sonst spielten sich Filmszenen im Kopf ab, die man nicht sehen wollte.

Blick aus dem Bus

Gegenverkehr auf der Matsche-Straße
Blick aus dem Bus

Wir sind aber heile angekommen und haben zwei wirklich schöne Tage in Guaramiranga verbracht. Das Klima war toll und erholsam und die Natur saftig grün, ganz anders als in Fortaleza. Nachdem wir eine Unterkunft gefunden hatten, haben wir uns auf „Mototaxis“ gewagt. Hier in Brasilien gibt es nämlich neben Auto-Taxis auch Motorrad-Taxis, die auch dorthin gelangen, wo keine Autos fahren können. Tommi und ich schwangen uns also beide jeweils bei einem Brasilianer hinten aufs Motorrad und fuhren zwei Wasserfälle in der Umgebung an. Da die Regenzeit gerade erst begonnen hat, plätscherte nur ein kleines bisschen Wasser vor sich hin und wir konnten über das Gestein klettern, wo sonst das Wasser herunter rauscht. Es war schön, mitten in der Natur zu sein, umgeben von Eidechsen, Palmen und Bananen!

Guaramiranga 
Guaramiranga

Wasserfall

Klettern im trockenen Wasserfall










Abends haben wir dann Spieße und Reis von einem Opi mit Grill auf der Straße gekauft und uns auf eine kleine Mauer gesetzt. Plötzlich spür ich wie mich jemand von hinten mit dem Finger am Arm antippt – dachte ich! Stattdessen ist ein fetter Käfer auf meinem Arm gelandet. Ich bin direkt aufgesprungen und hab gerufen „Tommi mach den Käfer mal weg!“ Der hat sich kaputtgelacht und den Käfer vertrieben und musste dann zwei Minuten selbst herumtänzeln um einen anderen Käfer loszuwerden! Das hat mich an unseren Zwischenstopp in Caleira auf unserem Road Trip erinnert: Caleira ist ein kleiner Ort am Meer, wo wir eine Nacht verbracht haben. Als wir abends in der Pousada fragten, wo wir etwas zu Abend essen könnten, hat der Hausherr uns spontan eingeladen mit ihm zu fahren. Nur etwa 15 Minuten mit dem Auto entfernt saßen wir dann in einem ziemlich offenen Restaurant (nur überdacht, keine Wände) in der Nähe eines Ackers.  Wie ihr euch vorstellen könnt, leben auf so einem Acker natürlich viele Käfer und hier in Brasilien sind die besonders dick!! Das Essen war wirklich lecker, aber ich hab mir erstmal mein Kleid so um die Beine gewickelt, dass da nix reinlaufen kann und beim Essen immer dreimal meine Gabel angeschaut, bevor ich sie in den Mund geschoben habe! Das Beste kommt aber noch: Als wir wieder in der Pousada waren und schlafen gehen wollten, legte ich mich auf das Kissen und dachte: Autsch, was ist denn da so hart? Mit der Hand strich ich über das Kissen, nichts zu fühlen. Also legte ich meinen Kopf erneut hin und wieder pikste mich irgendetwas. Als ich dann auf den Gedanken kam, da könnte ja auch was an meinem Ohr sein und nicht am Kissen, hab ich mal nachgefühlt und tatsächlich saß die ganze Zeit ein dicker schwarzer Käfer hinter meinem Ohr!!! Ich hab die ganze Nacht von Käfern geträumt!

Der zweite Tag in Guaramiranga begann mit heftigem Regen, der in Strömen vor unserem Fenster fiel. Ich stand eine ganze Weile da und habe mir angeschaut wie die Wolken die kleine Stadt einhüllten und die beiden Kirchentürme einnahmen. Der Regen war kühl und erfrischend und das gesamte Szenario wirklich wunderschön. Trotzdem haben wir dann beschlossen schon um 9 Uhr morgens den Bus zurück zu nehmen, wir hatten ja nicht einmal Klamotten zum Wechseln dabei und hätten uns sonst nachher nass vier Stunden in den Bus setzen müssen.

Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen

Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen

Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen
Ein wirklich schöner Trip, der mich darüber nachdenken lässt, ob ich nicht im Februar vielleicht meinen Geburtstag dort verbringen möchte!


  Noch mehr Bilder aus Guaramiranga:














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