Montag, 18. April 2011

Teil 4: von Belém aus nach Marudá & Algodoal und auf die Ihla do Marajo


Die ersten zwei Stunden in Belém haben wir erst einmal im Internetcafé verbracht. Nach 12 Stunden Busfahrt hat man dann doch das Gefühl, man habe unglaublich viel verpasst! :-)

Dieses Mal sind wir beim Couch Surfer Philippe untergekommen. Jaaa, wie beschreibt man Philippe am Besten.. also er ist Tätowierer (und hat sein eigenes kleines Studio mitten in der Wohnung), trägt lustige weite Hosen und bunte Hemden, spricht derbes Straßen-Französisch, singt (ziemlich miserabel) und hat eine der Französinnen, die in der Pousada seiner Mutter übernachtet haben, gleich mal in seine Wohnung (und sein Bett) aufgenommen. Seine Wohnung war ähnlich eigenartig, so hatte man nach Sonnenuntergang ganz einfach kein Licht in der Küche und die Toilette hatte keine Spülung, dafür gab es dann einen Eimer, den man mit Wasser aus der Dusche füllen konnte.





Am selben Tag sind wir doch tatsächlich direkt vor Philippes Haustür Marie-José über den Weg gelaufen! Wir hatten sie auf der Bootstour durchs Parnaíba-Delta kennengelernt und wollten sie ohnehin in Belém wiedersehen. Für den nächsten Tag haben wir uns mit ihr und ihrer Tochter verabredet, um einen Spaziergang durch Belém zu machen. Die Stadt hat wirklich schöne Ecken, vor allem die riesigen Mangobaum-Alleen und die alten Kolonialbauten sind beeindruckend.


mit Marie-José und ihrer Tochter Thayanne
das Teatro da Paz - leider wars geschlossen :(



Nazaré - Kirche






ausgebüxt!





Bevor es mit dem Boot nach Santarém ging, standen noch zwei Ausflüge auf der Liste: Algodoal, eine kleine Insel ohne Autos und die Ihla do Marajó, eine riesige Insel in der Amazonas-Mündung.

Um nach Algodoal zu gelangen, muss man erst einen Bus nach Marudá nehmen. Anstatt 2 ½ Stunden hat dieser natürlich mal wieder eher 4 ½ Stunden gebraucht. Als sei dies noch nicht genug Verzögerung, mussten wir an der Anlegestelle für die Fähre nach Algodoal weitere 2 Stunden warten – nicht nur auf die Fähre an sich, sondern auch darauf, dass das Wasser so weit stieg, dass diese überhaupt an den Steg heranfahren konnte. 
Als wir dann endlich auf der anderen Seite angekommen waren, standen schon ein paar Eselkarren bereit, um die paar Passagiere des Bootes ins Dorf zu bringen. Wir haben eine schöne Pousada direkt am Meer gefunden, in der wir zwei Nächte verbracht haben. Insgesamt war auf der Insel fast gar nichts los und weit und breit schienen wir die einzigen Touristen zu sein. Wir sind viel auf der Insel herumspaziert, haben leckeren Fisch gegessen und ein bisschen Urlaub gemacht. 



unsere Pousada







Transportmittel auf Algodoal


auf dem Weg zum Lago da Princesa mussten wir durch viele Pfützen!

Lago da Princesa




Bevor wir uns wieder auf den Weg nach Belém gemacht haben, wollten wir Barbara aus Marudá einen Besuch abzustatten, die wir auf dem Hinweg im Bus kennengelernt hatten. Barbara ist aus Bayern, wohnt aber schon fast ihr ganzes Leben in Brasilien. In der letzten hinteren Ecke in Marudá hat sich die Gute ein kleines Paradies geschaffen: Ein großes Fischerhaus aus Holz mit einem Steg, der durch den Mangrovenwald bis zum Wasser reicht. Vor allem die offene Bauweise und die sporadischen Hausbesucher (Spinnen, Leguane,  Vögel) haben uns sehr beeindruckt. Was ich erst glauben konnte, als ich es sah, war die Tatsache, dass die Gezeiten den Wasserstand um ganze 6 Meter ändern (und das 2 mal in 24 Stunden!). Nachdem der Wasserstand gegen 10 Uhr morgens am höchsten war und der komplette Steg unter Wasser stand war nur kurze Zeit später das Wasser so weit zurückgegangen, dass man am Ende des Steges nur noch Schlamm hatte! Schön war es, abends baden zu gehen, wenn man durch Leuchtplankton schwimmen konnte und alles um einen herum glitzerte. Barbara hat uns wundervoll umsorgt, es gab frisch gegrillten Fisch und ein tolles Frühstück mit Kakaumarmelade und traditionellem Brot. Sie vermietet dort auch Zimmer und macht Touren in der ganzen Region – falls also jemand von euch Interesse daran hat, bei ihr Urlaub zu machen, dann schreibt mir gerne und ich gebe euch den Kontakt! Hier sind ein paar Fotos:












Zurück in Belém waren wir ein bisschen ratlos, was wir machen sollen. Wir hatten keine Lust wieder bei Philippe zu übernachten und wollten einen anderen Couch Surfer anrufen. Wir entschieden uns für Larissa, die allerdings schon auf ihrer Seite bei couch surfing einen ziemlich durchgeknallten Eindruck gemacht hat. So war dann auch die Ansage am Telefon: Sie sei nicht zu Hause und deswegen könnten wir unser Gepäck nicht zu ihr bringen. Sie könne nicht kommen, da sie gerade eine Bier Happy-Hour ausnutze und wir könnten auch nicht alleine zu ihr gehen, denn gestern sei dort ihr Nachbar ermordet worden und da fänd sie es nicht so angebracht, wenn wir uns nach Sonnenuntergang dort aufhielten. Fanden wir dann auch nicht. Wir sollten also zum Restaurant kommen, man könne sie übrigens gut erkennen, sie habe pinke Haare…
Der Abend war noch ganz witzig und das Gepäck ist im Auto ihrer Freundin untergekommen. Am nächsten Morgen waren wir aber dann doch ganz froh, uns auf den Weg zur Ihla do Marajó zu machen.

Die Überfahrt mit dem Boot dauert 3 Stunden und ist wunderschön. Direkt vor Belém und auch auf der gesamten Strecke gibt es unzählige grüne Inseln. Auf Marajó angekommen, blieben wir zunächst zwei Nächte in Joanes, wo es nur eine Straße (mit Lautsprechern an den Laternen, die das ganze Dorf beschallen), eine Bäckerei und ein paar Läden gibt. Es scheint dort genauso viele Wasserbüffel wie Menschen zu geben und viele laufen einfach so in der Gegend herum. Die Strände sind wunderschön, wenn auch durch die Regenzeit viel Holz angespült wird. In Joanes haben wir Erfahrungen gemacht, die im Nachhinein (!) wirklich witzig sind. Zunächst konnten wir mittags beim besten Willen nichts zu essen finden, kein einziger Laden hatte geöffnet. Das Internet funktionierte auch nicht, also haben wir uns dazu entschlossen, ein bisschen herumzuspazieren, bis die Bäckerei aufmachen sollte. Plötzlich find es an zu regnen und da wir es nicht zur Pousada geschafft hätten, stellten wir uns an einer Hauswand unter, bei der das Dach ein wenig überstand. Das war auch ein guter Unterstand, bis dann der Wind dazu kam! Klitschnass sind wir geworden und matschig noch dazu, denn auf dem Rückweg zur Pousada haben die Flip Flops den nassen Sand so richtig schön hochgeschleudert! In der Pousada konnten wir uns noch so gerade abspülen, bevor der Strom ausfiel und es dann auch kein Wasser mehr gab. Die Nacht war stickig und heiß ohne Ventilator und die Mücken (die sonst wegbleiben, wenn man einen Venti oder eine Klimaanlage anhat), hatten so richtig Spaß. Was für eine Nacht! Am nächsten Morgen gab es immer noch keinen Strom und kein Wasser, glücklicherweise wollten wir aber eh weiter in den nächsten Ort...
Hier sind ein paar Bilder aus Joanes:













Den Rest der Zeit auf der Insel haben wir in einem größeren Ort namens Souré verbracht. Als wir ankamen, regnete es und wir waren ein bisschen verzweifelt auf der Suche nach einer Pousada, denn zu dem Tipp aus dem Reiseführer „Pousada Souré“ habe ich mir damals das folgende aufgeschrieben:“Pousada Soure ist ekelhaft dreckig und stinkig, wir können auf keinen Fall dort bleiben“…
Zum Glück fanden wir aber die Pousada eines Deutschen namens Bernd (er nennt sich selbst „Buffalo Bernado“…), der uns in ein Zimmer in seinem Haus aufnahm, da das Gästehaus schon belegt war. Dort haben wir etwa fünf Nächte verbracht und hatten eine richtig gute Zeit. Bernd hat eine wunderbare Frau namens Stela, die genauso wunderbare Goiaba- und Ananas-Marmelade macht (in ihrem Garten gibt es 42 verschiedene Obstsorten!)

In Souré haben wir ein paar Ausflüge gemacht. Am ersten Tag sind wir zum Beispiel zu einem 4km entfernten Strand spaziert:













Außerdem haben wir uns das Dorf ein bisschen angesehen und sind bis zu einer Gerberei spaziert, in der Wasserbüffel-Haut verarbeitet wird:



typisch brasilianischer Friedhof 




Eine kleine Fahrrad-Tour war diesmal auch drin, aber der 11km entfernte Praia do Pesqueiro war kein Foto wert ;-)





Am schönsten war die Tour, die wir auf einer Kokospalmen-Farm gemacht haben (Fazenda de Jerônimo). Nach einer Kanufahrt und einem Spaziergang am Privat-Strand ging es über einen Bambus-Steg durch einen Mangrovenwald und auf dem Rücken zweier Wasserbüffel wieder zurück.
























Im nächsten Teil dann mehr über unsere Bootsfahrt den Amazonas herauf bis nach Santarém!