Sonntag, 27. März 2011

Teil 2: von Piripiri nach Parnaíba


Der einzige Bus von Piripiri nach Parnaíba mit freien Plätzen ging leider erst abends um 21 Uhr (und kam natürlich erst gegen 22 Uhr). So mussten wir unserem Gastgeber André mitteilen, dass wir erst gegen 1 Uhr nachts in Parnaíba ankämen und hofften, er könne uns trotzdem aufnehmen.
In Parnaíba angekommen, sollten wir uns zu einer Tankstelle in der Nähe der Uni begeben – als wir dort ankamen, waren wir quasi schon mitten in einer großen Straßenkarnevalsparty und konnten kaum unser eigenes Wort verstehen, so laut war es. Da ich in Pedro Segundo auf den Mototaxis einen ordentlichen Sonnenstich bekommen hatte, war ich alles andere als in Partystimmung. Ich hab dann aber doch einfach eine Tablette geschluckt und mitgetanzt. Der Karneval in dieser Form unterscheidet sich übrigens kaum von dem in Deutschland: es sind hier nur weniger Leute verkleidet und die Musik ist für meinen Geschmack um einiges besser :-)
Hier ein Bild von uns und André mit seiner Freundin Hanna:


Am nächsten Morgen haben wir uns zum Mittagessen mit einem weiteren Couch Surfer namens Leandro getroffen. Er hat dafür gesorgt, dass wir die nächsten beiden Nächte in dem Strandhaus einer Freundin übernachten können, wo sich sein Freundeskreis jedes Jahr zu Karneval trifft. Was wir nicht wussten: alles Heavy Metal Fans und gleichzeitig Karneval-Muffel! Das hatte zur Folge, dass wir die beiden folgenden Nächte wenig geschlafen und das ganze Wochenende volle Dröhnung Metallica & Co auf den Ohren hatten (aber zum Glück zwischendurch auch ein bisschen Reggae und leichtere Töne von den Red Hot Chili Peppers oder Led Zeppelin). Vom Karneval haben wir an diesem Wochenende also nicht besonders viel mitbekommen. Es hat aber trotzdem Spaß gemacht und es war auch ganz schön die beiden Nächte draußen in der Hängematte zu schlafen: Abends schläft man unter den Sternen ein und am nächsten Morgen wacht man mit dem Sonnenaufgang auf. Hier mein ultimatives Schlaf-Outfit, für welches ich mich an Tommis Klamotten bedienen musste:


Das Strandhaus an sich war nicht besonders hübsch (mit grauer Betonmauer drumherum wie bei fast allen Häusern) und auch nicht direkt am Strand. Wir sind aber viel herumspaziert und der Strand von Luis Correira konnte sich auch wirklich sehen lassen:




Hier ein paar Bilder von den schrägen Rockern:





Tommi fotografiert nicht so viel, deswegen muss ich hier mal ein echtes Kunstwerk aus seiner Hand zur Schau stellen ;)


Außerdem hat Tommi per Video festgehalten, was wir so den lieben langen Tag gemacht haben:


Nach diesem nur halbwegs erholsamen Wochenende stand eine Bootstour durch das Fluss-Delta von Parnaíba an. Keine der Agenturen hatte noch freie Plätze für uns, aber durch wundersame Weise konnten wir dann doch irgendwie auf eines der Boote. So ist das oft hier in Brasilien – einfach mal abwarten, irgendwie klappt es dann doch noch! Die Fahrt dauerte mehrere Stunden und war wirklich sehenswert. Wir saßen ganz vorne und genossen die Aussicht: Mangroven so weit das Auge reicht und schlammig-braunes Wasser





Der erste Stopp war auf einer Insel zwischen Fluss und Meer. In nur fünf Minuten konnte man vom Süßwasser zum Salzwasser herüber spazieren!



Hier haben wir zum ersten Mal die schwarzen Aasgeier gesehen, die hier Urubus genannt werden und wie ziemlich ungemütliche Zeitgenossen aussehen:



Auch hier gibt es Wanderdünen und wir waren an einer Stelle, wo man gut beobachten konnte, wie eine Düne den Mangrovenwald verschlingt:


Wieder zurück auf dem Schiff haben wir erst mitbekommen, dass wir mitten in einer Karnevalsgesellschaft gelandet waren. Jetzt wurde die Musik nämlich so richtig aufgedreht, getanzt und laut geschnattert. An Tiere beobachten war nun nicht mehr zu denken. Stattdessen wurden wir in die heitere Feierei eingebunden und gebeten, bei einem Karnevals-Spiel die Jury zu sein und zu bewerten, wer am besten verkleidet ist und wer am besten tanzt. Die Kandidaten waren dabei fast alle über 50, die Männer als Frauen verkleidet und das ganze wirklich unglaublich lustig. Am Ende wurden eine Frau und ein Mann zu den Gewinnern gekürt und ich hatte sogar die Ehre, der Gewinnerin eine Schärpe umzulegen und ein Geschenk zu überreichen. Zum Dank haben Tommi und ich beide ein T-Shirt geschenkt bekommen.






Der nächste Stopp war an großen Dünen mit weißem Sand und einer kleinen Lagune. Hier hilft man der alten Dame nicht über die Straße, sondern die Düne hoch (in diesem Fall heißt die Dame Marie-José und hat und sogar zu sich nach Belém eingeladen!):




Bevor es wieder zurück zum Hafen ging, haben wir noch an einem Mangrovenwald gehalten, in dem besonders viele Krebse („Caranguejo“) zu Hause sind. Ein junger Kerl wühlte sich durch den Schlamm, um die armen Krebse aus ihren Löchern zu holen. Stolz und voller grauen Schlamm hielt er seine Beute in die Luft und jeder Touri durfte sein Foto machen..



Netterweise lud uns die Karnevalsgesellschaft ein, in ihrem Bus wieder mit zurück ins Zentrum zu fahren. Mal wieder waren wir dankbar für den kostenlosen Transport, in dem sogar noch ein Abstecher zum Praia da Pedra do Sal (Salzstein-Strand) inbegriffen war.



Am nächsten Morgen gings dann mit dem Bus nach São Luís, wo schon der nächste Couch Surfer, Anderson, auf uns wartete. Im nächsten Teil dann mehr zu São Luís, Tommi in Frauenkleidung und zwei wunderschönen Ausflügen nach Alcântara und zu den Lençois Maranhenses.

Mittwoch, 23. März 2011

Teil 1: von Jericoacoara nach Piripiri


Sorry, dass es so lange gedauert hat, bis ich hier mal wieder etwa schreibe. Wir hatten bisher keine Internetverbindung, die stark genug gewesen wäre, um Bilder hochzuladen!
In den folgenden Blog-Artikeln werde ich jetzt immer ein paar Tage zusammenfassen, da sonst alles zu lang und unübersichtlich wird. Außerdem weiß ich auch nie so genau, wann ich wieder Internet habe (vor allem mit einer Verbindung, die es erlaubt, Bilder hochzuladen).

Hier also erst einmal die Eindrücke der ersten drei Tage unserer Reise (vom 2. Bis 4. März), in denen wir von Jericoacoara nach Piripiri gefahren sind und dabei in zwei Naturparks und einem atemberaubenden Aussichtspunkt sowie einer Opal-Mine in Pedro Segundo vorbeigekommen sind:

Nach ein paar letzten Erledigungen und einem warmen und herzlichen Abschied von den Hippies, die uns noch Schmuck geschenkt haben, machten wir uns gegen 22 Uhr in Richtung Bus auf, der uns von Jericoacoara nach Jijoca bringen sollte. Auf der Sitzbank vor uns saßen zwei deutsche Mädels, die gerade auf dem entgegengesetzten Weg (von Belém nach Fortaleza) unterwegs waren und auch nach Sobral mussten, allerdings um nach Fortaleza zu gelangen und nicht wie wir zum Nationalpark bei Ubajara. Mit ihnen haben wir dann von 23.30 Uhr bis 2 Uhr in Jijoca auf den nächsten Bus gewartet – Bier trinkend im einzigen geöffneten Lokal des ganzen Ortes, während im TV die allerletzte Folge von Lost lief- ein ziemlich seltsames Bild! Der Bus kam unerwartet pünktlich, brauchte aber statt 3 Stunden fast 4 Stunden bis nach Sobral. Dort angekommen, hat der Fahrer uns an einer Straßenecke rausgelassen und meinte hier würde der Bus nach Tianguá vorbeikommen. Hätte auf der Treppe vor dem Gebäude nicht ein Mann mit einer Reisetasche gesessen, hätte ich dem Busfahrer kein Wort geglaubt, denn wir standen dort an einer Kreuzung irgendwelcher Nebenstraßen und ab und zu kam mal ein Auto vorbei. Von einem Bushaltestellenschild keine Spur. In der Zwischenzeit hielt ein Opa auf einem Motorrad an der gegenüberliegenden Straßenecke und baute einen kleinen Stand mit Kaffee, Brötchen und Tapioca (traditionelles Reis-Teiggebäck) auf. Für nur 1 R$ (0,40€) haben wir bei ihm gefrühstückt und dann kamen auch schon zwei Busse, die in glücklicherweise in die  Richtung fuhren, die wir brauchten. Nach weiteren 2 Stunden kamen wir dann in Tianguá an und mussten schon wieder umsteigen. Da hatten wir schon ca. 8.30 Uhr. Bis nach Ubajara waren es aber nur noch knappe 30 Minuten. Als wir dem Busfahrer sagten, wir wollten in den Nationalpark „Serra Grande“, ließ er uns spontan an einem Restaurant raus, wir sollten uns dort mal umhören, dort wisse sicherlich jemand wie wir zum Park kämen. Kaum zu glauben, aber in der Tat half uns direkt ein großer dicker Mann, der uns Mototaxis organisierte und dafür sorgte, dass unser Gepäck im Restaurant bleiben konnte, bis wir vom Park wiederkamen – eine große Erleichterung, vor allem für Tommi, der die große Reisetasche schleppen musste.

Im Park sind wir zuerst mit einer Seilbahn zur einer Grotte heruntergefahren. Die Aussicht von der Seilbahn-Station selber war schon atemberaubend:


Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl, da die ganze Sache ganz schön wackelig und provisorisch aussah!



Unten angekommen (und ich war wirklich froh, als wir unten waren) mussten wir nur ein paar Schritte bis zum Eingang der Grotte gehen. Da man sich in den Höhlen leicht verlaufen kann, muss sich jeder Parkbesucher einem Führer anschließen. Da das Karnevalswochenende zum Glück noch nicht begonnen hatte, hatten wir die ganze Grotte für uns alleine und einen eigenen Führer. Wir waren schon ein bisschen stolz auf uns, dass wir so ziemlich alles verstanden haben, was er uns auf Portugiesisch erzählt hat (z.B. dass es die größte Grotte in der Region ist, sie 1km lang und 70m tief ist und im 18. Jh. Von den Portugiesen entdeckt worden war). Am Ende kamen wir an einer Fledermauskolonie vorbei, die einen Höllenlärm verbreitet hat!






Zurück am Parkeingang machten wir uns mit einem anderen Führer auf den Weg zu einem der Wasserfälle des Parks, an dem uns eine beeindruckende Aussicht erwartete. Der Pfad führte durch einen Wald und auch hier wird die Vegetation wie in Guaramiranga „atlantischer Regenwald“ genannt, da sich Laubbäume mit Palmen und Bananenpflanzen mischen.



Auf dem Weg sind wir an einer Gruppe von frechen Affen vorbeigekommen, die versuchten, uns mit Ästen zu bewerfen. Dabei versteckten sie sich erst, schauten dann wo wir sind, versuchten in die Richtung zu zielen, versteckten sich dann schnell wieder und guckten am Ende nochmal um die Ecke, um sicherzugehen, dass sie getroffen hatten! Es war schwierig, die Affen aufs Bild zu bekommen, hier das beste Foto:


Am Wasserfall angekommen, konnte man wahnsinnig weit gucken und die Wasserfälle der gegenüberliegenden Seite sehen:





Noch am gleichen Tag haben wir es geschafft, nach Piripiri zu gelangen, um am nächsten Morgen in den Nationalpark „Sete Cidades“ (Sieben Städte) zu fahren. Statt in einem der spottbilligen aber ebenso dreckigen Hotels am Busterminal zu bleiben, checken wir in einem Hotel mit sauberen weißen Laken, Internet und Frühstück ein. Nachdem wir die letzte Nacht damit verbracht hatten, von einem Bus in den anderen zu steigen, war ein Bett auch dringend nötig!

Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um den Mitarbeiterbus des Nationalparks zu nehmen, der uns umsonst zum Park brachte. Den Geheimtipp hatten wir aus dem Lonely Planet Reiseführer und hat ganze 32 Euro pro Person gespart. Schon im Bus entschieden wir uns, die Tour durch den Park mit dem Fahrrad zu machen anstatt zu Fuß, da diese dann nur noch 4 Stunden dauert anstatt den ganzen Tag. Im Park waren kaum Touristen, nur ein Mexikaner, der mit seinem Motorrad durch ganz Südamerika reist, schloss sich der Tour an.
Unser Parkführer war diesmal ein ziemlich lustiger Vogel. Nicht nur, dass es lächerlich aussah, wie er in seinem militär-ähnlichen Outfit auf einem roten Rädchen radelte. Er sprach auch ständig mit animierter Stimme und zog die Wörter in die Länge als sei er Michael Buffer. Auf dem Aussichtspunkt telefonierte er dann erst einmal eine viertel Stunde und am Wasserfall angekommen hat er ein Nickerchen gemacht, während wir im Becken geplanscht haben. Außerdem heißt er angeblich "Islando" (was der Mexikaner nicht glauben wollte!) :-)

Hier ein paar Bilder des Parks, der vor allem für seine seltsamen Felsformationen bekannt ist, die vom Aussichtspunkt wirklich beeindruckend sind:



Tommi und unser Führer


"die Kobra"








Schon gegen 13 Uhr waren wir zurück am Parkeingang - durchgeschwitzt und ziemlich erschöpft, aber mit vielen tollen neuen Eindrücken. Der Mitarbeiterbus ging erst um 17 Uhr wieder zurück nach Piripiri, also galt es die nächsten 4 Stunden irgendwie totzuschlagen oder für teures Geld ein Taxi zu nehmen. Wir entschieden uns für ersteres, denn es wurde uns gesagt, wir dürften den Pool des Hotels dort nutzen und außerdem gab es ein Restaurant, in welchem man auch nochmal eine Stunde verbringen könnte. Der Pool war der Lacher schlechthin, denn er bestand aus nichts als einem großen Betonbecken mit Schlamm. Im Restaurant haben wir dann 1 ½ Stunden auf unser Essen gewartet und in der Zwischenzeit wurde uns gesagt, der Mitarbeiterbus habe Probleme mit der Bremse und würde nicht mehr fahren. Stattdessen würden gegen 17 Uhr zwei Autos kommen, es sei aber nicht sicher, dass wir dort mitfahren könnten. Es war also brasilianische Gelassenheit angesagt, ich legte mich also in die Hängematte und konnte mich vor lauter Lachen gar nicht ausruhen, da Tommi mit unserem Führer Tischtennis spielte und dessen Spielkommentation einfach unfassbar lustig war.
Dann ist etwas passiert, was wirklich unglaublich war: Da kam doch tatsächlich jemand auf die Idee, einfach schonmal ein paar Leute mit dem Krankenwagen des Parks nach Piripiri zu fahren! Tommi und ich hatten Glück, mitgenommen zu werden und haben uns mit 6 anderen Leuten hinten in den kleinen Wagen reingequetscht..

Am nächsten Morgen haben wir den Bus nach Pedro Segundo genommen, einem kleinen Ort 1 Stunde von Piripiri entfernt und bekannt für seine Opalminen. Ohne Plan und ohne Karte haben wir uns einfach auf der Straße durchgefragt, was es in dem Ort zu sehen gibt. Es stellte sich heraus, dass ein gewisser „Claudio“ mit Opalen arbeitet und man ihn besuchen könnte. Leider haben wir diesen Herrn nie gefunden, allerdings hat uns letztendlich ein anderer Mann auf seine Veranda eingeladen, uns seine Arbeiten und einige rohe Edelsteine gezeigt.
Kurz darauf haben wir zwei Mototaxis gesucht und sind in den nächsten zwei Stunden zu einem Aussichtspunkt namens „Gritador“ und zu einer Opalmine gefahren. Alleine der Weg durch die umliegenden Dörfer war wunderschön:





Hier die Bilder vom Gritador, an dessen Felswand ein Aufwind herrscht, sodass leichte Dinge, die man den Abgrund herunterwirft wieder nach oben fliegen:





An der Mine angekommen, mussten wir leider feststellen, dass kein Mensch mehr anwesend war (okay, es war auch Freitag Nachmittag..) und zudem der Eintritt für Unbefugte verboten war. Einer der Taxifahrer entdeckte aber ein Loch im Zaun und stieg daraufhin einfach ein. So wurden wir zu Opalminen-Einbrechern und ich muss gestehen, sogar einen minikleinen Edelstein entwendet zu haben, den ich dort gefunden habe :-)




Lotti auf Edelstein-Suche :-)

Noch am selben Tag haben wir uns in den Bus Richtung Parnaíba gesetzt, um zu unserem ersten Couch Surfer Gastgeber zu gelangen – dazu dann beim nächsten mal mehr!