Der einzige Bus von Piripiri nach Parnaíba mit freien Plätzen ging leider erst abends um 21 Uhr (und kam natürlich erst gegen 22 Uhr). So mussten wir unserem Gastgeber André mitteilen, dass wir erst gegen 1 Uhr nachts in Parnaíba ankämen und hofften, er könne uns trotzdem aufnehmen.
In Parnaíba angekommen, sollten wir uns zu einer Tankstelle in der Nähe der Uni begeben – als wir dort ankamen, waren wir quasi schon mitten in einer großen Straßenkarnevalsparty und konnten kaum unser eigenes Wort verstehen, so laut war es. Da ich in Pedro Segundo auf den Mototaxis einen ordentlichen Sonnenstich bekommen hatte, war ich alles andere als in Partystimmung. Ich hab dann aber doch einfach eine Tablette geschluckt und mitgetanzt. Der Karneval in dieser Form unterscheidet sich übrigens kaum von dem in Deutschland: es sind hier nur weniger Leute verkleidet und die Musik ist für meinen Geschmack um einiges besser :-)
Hier ein Bild von uns und André mit seiner Freundin Hanna:
Am nächsten Morgen haben wir uns zum Mittagessen mit einem weiteren Couch Surfer namens Leandro getroffen. Er hat dafür gesorgt, dass wir die nächsten beiden Nächte in dem Strandhaus einer Freundin übernachten können, wo sich sein Freundeskreis jedes Jahr zu Karneval trifft. Was wir nicht wussten: alles Heavy Metal Fans und gleichzeitig Karneval-Muffel! Das hatte zur Folge, dass wir die beiden folgenden Nächte wenig geschlafen und das ganze Wochenende volle Dröhnung Metallica & Co auf den Ohren hatten (aber zum Glück zwischendurch auch ein bisschen Reggae und leichtere Töne von den Red Hot Chili Peppers oder Led Zeppelin). Vom Karneval haben wir an diesem Wochenende also nicht besonders viel mitbekommen. Es hat aber trotzdem Spaß gemacht und es war auch ganz schön die beiden Nächte draußen in der Hängematte zu schlafen: Abends schläft man unter den Sternen ein und am nächsten Morgen wacht man mit dem Sonnenaufgang auf. Hier mein ultimatives Schlaf-Outfit, für welches ich mich an Tommis Klamotten bedienen musste:
Das Strandhaus an sich war nicht besonders hübsch (mit grauer Betonmauer drumherum wie bei fast allen Häusern) und auch nicht direkt am Strand. Wir sind aber viel herumspaziert und der Strand von Luis Correira konnte sich auch wirklich sehen lassen:
Hier ein paar Bilder von den schrägen Rockern:
Tommi fotografiert nicht so viel, deswegen muss ich hier mal ein echtes Kunstwerk aus seiner Hand zur Schau stellen ;)
Außerdem hat Tommi per Video festgehalten, was wir so den lieben langen Tag gemacht haben:
Nach diesem nur halbwegs erholsamen Wochenende stand eine Bootstour durch das Fluss-Delta von Parnaíba an. Keine der Agenturen hatte noch freie Plätze für uns, aber durch wundersame Weise konnten wir dann doch irgendwie auf eines der Boote. So ist das oft hier in Brasilien – einfach mal abwarten, irgendwie klappt es dann doch noch! Die Fahrt dauerte mehrere Stunden und war wirklich sehenswert. Wir saßen ganz vorne und genossen die Aussicht: Mangroven so weit das Auge reicht und schlammig-braunes Wasser.
Der erste Stopp war auf einer Insel zwischen Fluss und Meer. In nur fünf Minuten konnte man vom Süßwasser zum Salzwasser herüber spazieren!
Hier haben wir zum ersten Mal die schwarzen Aasgeier gesehen, die hier Urubus genannt werden und wie ziemlich ungemütliche Zeitgenossen aussehen:
Auch hier gibt es Wanderdünen und wir waren an einer Stelle, wo man gut beobachten konnte, wie eine Düne den Mangrovenwald verschlingt:
Wieder zurück auf dem Schiff haben wir erst mitbekommen, dass wir mitten in einer Karnevalsgesellschaft gelandet waren. Jetzt wurde die Musik nämlich so richtig aufgedreht, getanzt und laut geschnattert. An Tiere beobachten war nun nicht mehr zu denken. Stattdessen wurden wir in die heitere Feierei eingebunden und gebeten, bei einem Karnevals-Spiel die Jury zu sein und zu bewerten, wer am besten verkleidet ist und wer am besten tanzt. Die Kandidaten waren dabei fast alle über 50, die Männer als Frauen verkleidet und das ganze wirklich unglaublich lustig. Am Ende wurden eine Frau und ein Mann zu den Gewinnern gekürt und ich hatte sogar die Ehre, der Gewinnerin eine Schärpe umzulegen und ein Geschenk zu überreichen. Zum Dank haben Tommi und ich beide ein T-Shirt geschenkt bekommen.
Der nächste Stopp war an großen Dünen mit weißem Sand und einer kleinen Lagune. Hier hilft man der alten Dame nicht über die Straße, sondern die Düne hoch (in diesem Fall heißt die Dame Marie-José und hat und sogar zu sich nach Belém eingeladen!):
Bevor es wieder zurück zum Hafen ging, haben wir noch an einem Mangrovenwald gehalten, in dem besonders viele Krebse („Caranguejo“) zu Hause sind. Ein junger Kerl wühlte sich durch den Schlamm, um die armen Krebse aus ihren Löchern zu holen. Stolz und voller grauen Schlamm hielt er seine Beute in die Luft und jeder Touri durfte sein Foto machen..
Netterweise lud uns die Karnevalsgesellschaft ein, in ihrem Bus wieder mit zurück ins Zentrum zu fahren. Mal wieder waren wir dankbar für den kostenlosen Transport, in dem sogar noch ein Abstecher zum Praia da Pedra do Sal (Salzstein-Strand) inbegriffen war.
Am nächsten Morgen gings dann mit dem Bus nach São Luís, wo schon der nächste Couch Surfer, Anderson, auf uns wartete. Im nächsten Teil dann mehr zu São Luís, Tommi in Frauenkleidung und zwei wunderschönen Ausflügen nach Alcântara und zu den Lençois Maranhenses.